Elektronischer Spürhund ermittelt nicht angemeldete Verbraucher im Stromnetz

Als Netzbetreiber ist es für MITNETZ STROM sehr wichtig zu wissen, welche Leistungsströme in Strometz stattfinden und welche Verbraucher und Einspeiser im Netz aktiv sind. Doch nicht alle am Stromnetz angeschlossenen Verbraucher haben sich ordnungsgemäß angemeldet.
Um unbekannten, also nicht regelkonform angemeldeten Verbrauchern im Niederspannungsnetz auf die Spur zu kommen, hat sich MITNETZ STROM jetzt einen digitalen Spürhund - den sogennannten "eMoPHs-Finder" zugelegt. Wer einwendet, dass der drollige Vierbeiner mit der platten Nase und den krummen Beinen kein geeigneter Fährtenhund ist, hat natürlich recht. Genauer gesagt handelt es sich dabei auch nicht um ein Tier, sondern einen digitalen Spurenleser, der sich Künstlicher Intelligenz bedient.
Das Kürzel eMoPHS steht dabei für "e-Mobility, Photovoltaics, Heating, Storage Finder", also etwas, das E-Mobilität, Solaranlagen, Wärmepumpen und Speicher findet. MITNETZ STROM macht sich hierbei Künstliche Intelligenz (KI) zunutze, die in der Lage ist, bestimmte Muster im Niederspannungsnetz zu erkennen und Abweichungen vom Idealzustand zu identifizieren. „Für das bestmögliche Know-how arbeiten wir dazu mit VITO, einem der führenden Forschungsinstitute auf diesem Bereich in Europa, zusammen“, erklärt Jens Schwedler, Assetstrategie Energiesysteme.
Eine Art Verkehrszählung im Netz
„Der Anschluss von Verbrauchern oder Erzeugern an das Verteilungsnetz muss je nach Leistung und Typ – etwa Wallboxen, Wärmepumpen, steckerfertige Solaranlagen, so genannte Balkonanlagen, – gemeldet oder genehmigt werden“, erläutert Schwedler. „Studien zeigen jedoch, dass nicht alle Geräte bekannt sind. Dies führt zu Problemen bei der Netzplanung, der automatischen Netzbewertung und beim Abschätzen des aktuellen Netzzustandes auf Basis von Messungen, der so genannten State-Estimation.“

Die Unkenntnis von Anlagen bei MITNETZ STROM hat zur Folge, dass das Netz unter falschen Prämissen betrieben und ausgebaut wird. Überlastungen oder kritische Netzzustände können die Folge sein. Um dieses Problem technologisch zu lösen, führt der „EMoHPS-Finder“ nach Angaben des Experten „eine Art Verkehrszählung bei uns im Netz durch.“ Denn das Tool diene dazu, die tatsächlich angeschlossene Leistung von steckerfertigen Solaranlagen, Wallboxen, Wärmepumpen und Batterien im Niederspannungsnetz zu identifizieren.
EMoHPS-Finder kombiniert eigene und externe Daten
Mit KI-Unterstützung und Mustererkennung kombiniert EMoHPS-Finder Messdaten von digitalen Ortsnetzstationen (digiONS) und externe Daten (z.B. Wetter, Geographie), um Erkenntnisse über die tatsächlichen Netzteilnehmer, deren Verhalten und die belegte Netzanschlusskapazität zu gewinnen. „Datenqualität ist in der heutigen digital geprägten Welt ein wertvolles Gut, das uns langfristig die Möglichkeit bietet, unsere Prozesse effizienter zu gestalten“, meint Schwedler. „Dieses Projekt wird uns auch dabei helfen, die Datenqualität in unseren eigenen Systemen zu verbessern.“

„Wir wissen theoretisch, was in unserem Netz los ist und können einen Idealzustand modellieren“, ergänzt Data Scientist Christian Hackel. „Wenn aber uns unbekannte und nicht angemeldete Einspeiser hinzukommen, dann stellt das ein Problem dar. Denn diese so genannten Dunkellasten müssen wir bei der Netzplanung berücksichtigen. Als Betreiber ist es wichtig zu wissen, wie stark das Netz ausgelastet ist, um Engpässe zu vermeiden. KI ist hierfür ein nützliches Werkzeug“, erläutert der Experte. Dabei sei deren Einsatz schon aus rechtlichen Gründen nicht straßen- oder adressgenau, sondern erfasse ausschließlich den Netzabgang.