Projekt FlexNet-EkO: Start der Baumaßnahmen
Schwankende Einspeisung erneuerbarer Energien ist Gefahr für Spannungsqualität
Die schwankende Einspeisung großer Wind- und Solarparks führt zunehmend zu Problemen bei Spannungsqualität in den Ortsnetzen. Diese sind zudem zukünftig durch die zunehmende Bedeutung von Elektromobiltät und Wärmepumpen noch stärker gefordert. Die Folge könnten Stromausfälle oder Schäden an elektrischen Anlagen sein. MITNETZ STROM arbeitet deshalb zusammen mit mehreren hochkarätigen Partnern im Forschungsprojekt FlexNet-EkO an einer Flexibilisierung des Netzbetriebs durch entkoppelte Ortsnetze mittels einer leistungselektronischen Kupplung.
„Unser Ziel ist es, die Spannung im Gleichgewicht zu halten, den Netzausbau zu verringern, Stromausfälle vor Ort kurzzeitig zu überbrücken und das vorgelagerte Netz zu entlasten. Dazu enthält die Kupplung einen Batteriespeicher, der flexibel auf Leistungsangebot und –nachfrage im Netz reagieren soll.", erklärt Projektleiter Jens Schwedler von MITNETZ STROM.
Pilotprojekt in Mittelsachsen
Die Kupplung wird erstmalig in einem Pilotprojekt in der Kommune Bobritzsch-Hilbersdorf, Ortsteil Niederbobritzsch (Landkreis Mittelsachsen) in der Praxis getestet. Dort wird im April 2021 eine eigens entwickelte Containerstation mit einer leistungselektronischen Netzkupplung (eNK) aufgestellt und im Juni 2021 in Betrieb genommen werden. Rund 230 Netzkunden werden an das entkoppelte Ortsnetz angeschlossen.
Prof. Dr. Stephan Rupp vom Forschungspartner Maschinenfabrik Reinhausen (MR), erklärt in folgendem Video das Prinzip entkoppelter Ortsnetze anschaulich und verständlich.
Projekt kommt gut voran
Seit der Bauanlaufberatung vor gut einem Monat hat sich viel getan. Die Baumaßnahmen in Niederbobritzsch wurden begonnen. Währenddessen stand die eNK auf dem Prüfstand der Firma MR (Maschinenfabrik Reinhausen) in Regensburg und wurde letzten Tests und Feinkalibrierungen unterzogen. Parallel finden Simulationen der Hochschule Mittweida sowie TU Dresden statt, welche die Grundlage der Feldtest-Freigabe sowie weiterer Versuche bilden.
Unterdessen bereiten die von MITNETZ STROM beauftragten Rahmenvertragsfirmen mit den aktuellen Baumaßnahmen die Aufstellung sowie den Anschluss der eNK vor. „Nachdem die Baugruben ausgehoben und mit einer Stahlbewehrung versehen wurden, werden drei Betonstreifen hineingegossen. Diese bilden das Fundament zur Aufstellung des Containers“, sagt Christian Schmidt, Projektvorbereitung Südsachsen, der die Baumaßnahmen koordiniert.
Nächster Schritt ist die Einschleifung der eNK in das Niederspannungsnetz der vorhandenen Ortsnetzstation. An der Station selbst sind Anpassungen an der Stromverteilung erforderlich. „Mittels fernsteuerbarer Leistungsschalter kann die eNK in verschiedenen Betriebsmodi gefahren werden – Netzkupplung, Bypass, Batterie-Netzstützung bis hin zum Inselnetzbetrieb. Der integrierte Speicher gleicht flexibel Stromangebot und –nachfrage aus und entlastet damit sowohl das Orts- als auch das übergelagerte Netz. Im Ergebnis profitieren auch die Netzkunden von der optimierten Spannungsqualität und erhöhten Versorgungszuverlässigkeit“, so Jan Schönfeld, Projektmitarbeiter FlexNet-EkO
Wissenschaftliche Tests in Regensburg
Aktuell wird die Netzkupplung in Regensburg auf Herz und Nieren getestet und schließlich im Mai durch MITNETZ STROM abgenommen. Nach der Anlieferung in Niederbobritzsch erfolgen Netzanschluss sowie finale Prüfungen, bevor die eNK im Juni 2021 in Betrieb geht und im einjährigen Feldtest das Ortsnetz komplett eigenständig versorgt/aufbaut. In dieser Zeit werden verschiedene vorab simulierte Versuchsszenarien erprobt, um Erfahrungen im flexiblen Netzbetrieb zu sammeln und wissenschaftlich-wirtschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Unterstützt werden wir dabei auch von den Betrieben und Bürgern vor Ort, welche dem Feldtest zugestimmt haben. Besonders gilt unser Dank den Anwohnern, die sich zur flexiblen Leistungsansteuerung mittels Steuerbox bereiterklärt haben.
Weiterführende Informationen
- Projektwebseite https://www.flexnet-eko.de/
- Aktuelle Pressemitteilung zum Projekt